Der Herzog war gerade abwesend und wir hatten daher volle Muße, den Carlsberg zu besehen. In der That ist die Pracht, welche da im Schlosse herrscht, unglaublich; Man sagt, der Kaiser Joseph selbst sey darüber erstaunt. Der Reichthum der, mit dem seltensten Geschmacke angebrachten Vergoldungen, Spiegel, Kronleuchter u. d. gl. blendet die Augen. (Knigge, Sämtliche Werke, München u.a. 1992, S. 26-29)
Freiherr Adolph Knigge über seinen Besuch am Karlsberg
1777-1793
Über
Das Schloss Karlsberg
Schloss Karlsberg war im ausgehenden 18. Jahrhundert eine der beeindruckendsten Schlossanlagen des Südwestens. Ab 1777 entwickelte sich ein bestehendes Hofgut unter Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken (1746–1795) zu einem Prachtbau auf einem nahen Bergrücken bei Homburg. Zwei Jahre zuvor war Karl August seinem Onkel Christian IV. (1722–1775) als Landesherr ins Amt gefolgt. Viele Um- und Neubauten sowie eine Vielzahl von Möbeln und Ausstattungsgegenständen des Schlosses verdanken ihr Aussehen dem Maler und Architekten Johann Christian von Mannlich (1741–1822).
Fertig wurden das Schloss und seine umgebenden Parkanlagen jedoch nie. Schon 1793 wurde es im Zuge der französischen Revolution geplündert, angezündet und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Seither gibt es das Schloss und seine Anlagen nicht mehr.
Das einzige erhaltene Bauwerk aus dem gesamten Schlosskontext ist das ehemalige Baumagazin, der heutige Karlsberger Hof. Rund um den Karlsberger Hof lädt der weitläufige WaldPark Schloss Karlsberg zur Spurensuche ein. Einige der Ruinen wurden in den letzten Jahren aufwendig denkmalpflegerisch gesichert.
Der Hörpfad – ein Hörspiel, das als historische Tour konzipiert ist – macht einen Spaziergang durch den WaldPark zum Erlebnis für die ganze Familie.
Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken
Als Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken im Juli 1777 das beschauliche Landgut Louisenhof auf dem Buchenberg erwarb, war noch nicht abzusehen, dass sich daraus ein legendenumwobener Prachtbau entwickeln würde. Zu diesem Zeitpunkt war der Herzog neben seinem Residenzschloss in Zweibrücken bereits im Besitz der Jagd- und Sommerschlösser in Jägersburg und Pettersheim sowie des mittlerweile ungenutzten Schlosses Gutenbrunnen und gab zu verstehen, keinen Bedarf an weiteren Schlössern zu haben. Als vorgesehener Erbe der Kurfürstentümer Pfalz und Bayern sah er seine Zukunft ohnehin in Bayern.
Die Geschichte sollte jedoch eine völlig andere Wendung nehmen. Auslöser dafür war ein Picknick, das die Maitresse des Herzogs, Caroline Auguste von Esebeck (1744-1823) auf dem Louisenhof geschickt organisiert hatte. Der adelige Gutshof gehörte einer Schwägerin der herzoglichen Favoritin und sollte verkauft werden. Der Herzog verfiel dem Zauber des ruhigen und behaglichen Ortes und erwarb das Gut. Aus dem beschaulichen Gehöft entwickelte sich eine Schlossanlage, deren Innenausstattung und Möblierung ausgesprochen prächtig und erlesen war.
Die Entstehung von Schloss Karlsberg
Der Hofmaler Johann Christian Mannlich (1741-1822) wurde damit beauftragt, die extravaganten Wünsche des Herzogs als Baudirektor umzusetzen. Die Ausstattung des Karlsberger Schlosses bestand aus einer exquisiten Einrichtung, die hauptsächlich von Hoflieferanten des französischen Königs im so genannten Louis-Seize-Stil angefertigt wurde. Viele der Einrichtungsgegenstände hatte Mannlich selbst für den Herzog entworfen. Erstaunlich fortschrittlich war die Ausstattung sämtlicher Schlossgebäude mit Blitzableitern. Besondere Aufmerksamkeit schenkte Karl II. August seinen zahlreichen, umfangreichen Sammlungen, insbesondere seinem Naturalienkabinett und später seiner Gemäldesammlung.
Der ursprüngliche Louisenhof wurde stark erweitert und immer neue Gebäude wurden der Anlage hinzugefügt. Die einstmals bescheidene Dreiflügelanlage mit Wohnhaus, Stallungen und einem Wirtschaftsgebäude wurde zu einem Jagd- und Sommerschloss. Neue Flügel für das Schloss, ein Marstall sowie Wohnungen für den Hofstaat des Herzogs wurden errichtet.
Da die ersten Umbauten sich als zu klein erwiesen, wurden in den Folgejahren weitere Baumaterialien, Vertäfelungen, Mobiliar bis hin zu einem kompletten Stall aus Jägersburg zum Karlsberg gebracht. Der aufwändige Ausbau brachte einen hohen finanziellen Aufwand mit sich, für den sich der Herzog verschulden musste.
Die Orangerie
Eines der eindrucksvollsten Gebäude, das zur Anlage gehörte, war die Orangerie, dem Pflanzenhaus für kostbare Zitrusfrüchte. Die Überreste dieses Bauwerks können heute noch bestaunt werden. Die dreiflügelige, hell verputzte Orangerie war über einem hohen Kellergeschoss mit dem Hof zur Gartenseite errichtet worden und besaß dadurch eine beachtliche Fernwirkung. Die große, pfeilergestützte Halle mit raumhohen Fenstern bot wärmebedürftigen Pflanzen Licht und Schutz vor der Kälte der Wintermonate. Im Sommer, wenn die Gewächse in den herzoglichen Gärten zogen, stand der Pflanzensaal dem Herzog als Festsaal zur Verfügung.
Die Karlslust
Der „Tschifflick“-Pavillon, ein Gebäude in der Karlslust, war im türkischen Stil gebaut und bildete zusammen mit weiteren Pavillons und der „Großen Kaskade“ einen Höhepunkt der Gärten. Die „Große Kaskade“ war eine mehrstufig angelegte Wassertreppe mit Fontänen, einem Tosbecken und anschließenden Weihern, mit einer Grotte.
Eine weitere Besonderheit der Karlslust bildete die Menagerie. Ab 1778 entstand die von antiken Amphitheatern inspirierte Anlage, die zahlreiche Tiere beherbergte. Heute wird diese Anlage als „Bärenzwinger“ bezeichnet. Nachdem die Kasseler Menagerie von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel aufgelöst worden war, wurden viele der Tiere zum Schloss Karlsberg gebracht. Der herzogliche Zoo wurde deshalb ab 1786 um ein Vielfaches durch eine Terrassenanlage (Herzogsterrassen) erweitert und neben Bären zogen viele exotische Tiere ein.
Das Ende des Schlosses
Die Französische Revolution bereitete dem Prunk von Schloss Karlsberg schließlich ein Ende. Der Herzog musste im Februar 1793 nach Mannheim fliehen, das Schloss wurde versiegelt. Mannlich kam der Bitte des Herzogs nach, alle Kostbarkeiten des Schlosses in Sicherheit zu bringen. Das unwiderrufliche Ende der Karlsberger Schlossanlage folgte im Juli 1793. Die herzoglichen Soldaten, die noch nicht geflüchtet waren, wurden abgeführt, das Schloss der Zerstörung und Plünderung freigegeben. Am 28. Juli wurde das Schloss in Brand gesetzt und bis auf die Grundmauern zerstört.
Das Schloss gibt es seither nicht mehr. Dank des Einsatzes Johann Christian von Mannlichs und der geheimen Falltür in der Karlsberger Bildergalerie kann man heute noch in der Münchener Residenz, dem Schloss Nymphenburg, der Alten Pinakothek, dem Bayerischen Nationalmuseum und der Neuen Residenz Bamberg viele Ausstattungsstücke, Bilder des Schlosses und die Bibliothek betrachten.
Das einzige noch erhaltene Gebäude der gesamten Anlage Schloss Karlsberg ist der heutige Karlsberger Hof. Dieser diente als Baumagazin und Materiallager mit Wohnungen am Fuße des Berges. Vor Ort lädt der weitläufige WaldPark Schloss Karlsberg zur Spurensuche ein. In den letzten Jahren wurden viele der zentralen Anlagen wieder aufwendig visualisiert und mit Infotafeln versehen.